TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Rindenmulch

Im Penny-Markt gleich um die Ecke
(nicht, dass ich Schleichwerbung bezwecke,
es geht nicht um den Markt an sich)
da kommt es vor, dass ich entdecke,
nicht alles ist hier auch für mich.

Hier liegen solche Waren aus
und werden an den Mann gebracht
bei denen krieg ich nicht mal raus,
was man daheim mit ihnen macht.
Nun will ich gar nicht alles wissen.
Warum will jemand Kirschkernkissen?
Wieso kauft man sich Wurst in Dosen?
Und wer begehrt bloß Plastikrosen?

Doch heut am Ende des Regales
– von meiner Liste hatt ich alles
ich schlenderte gemach zur Kasse
und dacht an allerlei Banales –
da sah ich einen Sack voll Masse.
Ein „Rindenmulch“ stand auf der Tüte.
Schau an, sprach ich, der Mulch der Rinde!
Und schon nagt Neugier im Gemüte
was sich im Sack denn nun befinde.
Da steh ich: unwissend, gehemmt,
Ich weiß ja nichts über die Masse
der Mulch und ich, wir sind uns fremd
Doch stolz frag ich nicht an der Kasse.
Befühl stattdessen durch die Hülle
Den Inhalt, der sich, so mein Wille
Soll durch das Fühlen offenbaren
Denn Kaufen würd ich mir gern sparen.

Und durch die forschen Fingerspitzen
Die auf der Plastikfolie schwitzen
Da formt sich mir ein Bild geschwinde
Es ist wohl Bruch der Baumesrinde
Den ich mir hier zu Eigen mache
Wenn ich zu einem Beutel greife
Und ihn dann zu der Kasse schleife
Doch will ich Mulch? Dass ich nicht lache!
Gleich 50 Liter soll ich nehmen
Der Penny-Markt soll sich was schämen
Dass sie solch Bruch-Sinnlosigkeiten
Schamlos im Kundenkreis verbreiten.

Doch halt! Schoß es mir durch die Denke
Was ist, wenn ich hier was verschenke?
Wenn ich, nur weil ich was nicht kenne
Und zulass, dass mich das noch kränke,
die Chance des Lebens schlicht verpenne.

Ich hörte Dokumentationen
zum Beispiel über Zauberbohnen,
die jeder für wertlos befand
bis einer ihren Wert erkannt.
Dann machte er sein Glück mit ihnen
Vielleicht soll mir der Mulch so dienen?
Vielleicht, schlief ich in 100 Nächten
Auf ihm, und göss ihn dann mit echten
Blutstropfen – sagen wir derer drei
(Weil mehr gäb auch ne Sauerei)
Vielleicht hätte ich dann den Salat
Und sie geht auf, die Zaubersaat
Und aus dem Mulchschen Wundergarten
Da wüchs eine Armee Soldaten
Die niemand mehr bezwingen kann.
Sie stünden unter meinem Bann.
Sodaß in drei gewaltigen Schlachten
Die Weltherrschaft sie an mich brachten.

Na, ja…es klingt nicht sehr wahrscheinlich
vielleicht im Ansatz sogar peinlich
dass ich mich hier so echauffiere
als Weltenherr in spe aufführe
Ihr müsst mir auch nicht Beifall spenden.
Dann laßt es doch im Buhruf enden.

Doch eines solltet Ihr schon sehen:
Ich sagte, das wär heut geschehen
Da haben sich Balken leicht gebogen
Denn, Freunde, da hab ich gelogen
Und von den 100 langen Tagen
Die mich der Mulch muss nächtens tragen
da fehlen zum Ende der Geschichte
Noch zwei, dann trägt die Saat die Früchte.

Drum denke, Mensch, Du musst nicht nett sein,
nenn mich doch ruhig nen großen Spinner
heute Nacht werd ich wieder im Bett sein
und glaub mir, dass ich mich erinner.
Ich kann euch hier also nur raten:
Handelt lieber wie Diplomaten
Denn jetzt ein Fehler – das wär schade.
Der Mulch-Soldat kennt keine Gnade!

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