TEUTONIKA – Leben in Deutschland

CHARLIE STEHT DORT, WO ER MIT PENELOPE VORHER HERUMGEALBERT HATTE.

Zuerst hatte er nur durch die Kamera gesehen, hatte sich da noch mit beiden Händen am Stativ festgeklammert. Nun steht er frei, etwas neben der Kamera, merkwürdig aufrecht, wie von tief innen abgestützt.
  Ganz selten sieht er durch das Objektiv. Als würde nur noch irgendein Teil von Penelope vor ihm liegen, so sieht er auf sie.

Ihr Mund ist offen. Sie liegt rücklings auf dem Bett. Die Augen sind weit aufgerissen. Blicken sie Charlie an? Einzeln sind Penelopes Arme und Beine an die vier verschiedenen Eckrohe des Bettes gebunden.

Sie kann ihren Körper, kann ihr eignes Gewicht nicht mehr spüren. Sie will sich winden, aber vermag es nicht. Sie weiß, dass ihre Kleidung zerfetzt ist, spürt ihre Brust, spürt, dass die frei ist, kalt ist, und dass, als entstünde er mitten in ihr, sich wieder ein Weinkrampf bildet, der sich gleich ausbreitet, in ihrem gesamten Körper und ihn vollends erfasst, wie sie beglückend selten etwas empfand, fühlt, wie sie zu beben beginnt, langsam erst, und nach und nach stetig ein wenig mehr, ihr Körper sich schüttelt, soweit die Stricke es zulassen, und sie endlich, ja endlich weinen und dann auch bald betteln, winseln, tatsächlich auch wieder sprechen kann, so, als täte sie es im Grunde selber aber gar nicht: – „Lassen Sie mich doch los… lassen Sie mich doch bitte los… Ich habe doch gesagt… ich habe Ihnen doch versprochen… ich vergesse das Ganze… ich vergesse es…! Ich kann das… Ich kann es wirklich… So lassen Sie mich doch bitte los!“

Sie hört sich, hört, dass sie plötzlich laut ruft und dieses Rufen immer stärker wird. Und das jemand auf sie zustürzt. Sie hat die Augen schon lange geschlossen, fühlt, dass ihr derb ins Gesicht geschlagen wird und Charlie dabei wütend „Du blöde, dämliche, blöde Hure, Du“, krächzt.

Er drückt ihr Stoff in den Mund.
  Sie spürt bald, wie alle Kraft von ihr flieht, wie es gerade noch reicht, Luft zu holen; mühsam durch die Nase.

Sie sieht ihn. Er hat Kinderaugen, denkt sie, die stechen und beißen: ganze Stücke aus meinem Körper, bis aufs Skelett.
  Er geht zur Kamera und schaut zu ihr.
  Wahrscheinlich hat sie Todesangst; so ist das also, denkt sie.

(Auszug aus „“Augen auf Penelope”)

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