TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Offener Brief an Franz Josef Wagner (2)

Liebes Katerchen, ich habe heute wieder einmal einen Brief geschrieben. Bestimmt interessiert er dich auch.

Brief an Wagner

An Franz Josef Wagner: fjwagner@bild.de

Guten Tag Herr Franz Josef Wagner,

Ihre letzten Briefe veranlassen mich Ihnen nochmals zu schreiben. Ihre Worte klingen verzweifelt und ängstlich, so dass ich Ihnen gern nochmals meinen Rat anbieten möchte.

Etwas haben Sie falsch verstanden in den letzten Jahr(zehnt)en.
Es ist nicht auf das Rauchen zurück zu führen, dass man Sie für undiszipliniert und chauvinistisch hält. Nicht alle Raucher sind derart ungehobelt, kompetenzresistent und berichten gern und ausschweifig von sinnfreien Anekdoten.
Was also macht Sie nun zu diesem (hoffentlich) einzigartigen Menschen?
Da wäre einmal Ihre kniggefreie Art, wie Sie es zum Beispiel erst kürzlich bewiesen:

“Wie bitte, Frau Justizministerin, hilfst Du mir? Wie bitte, nimmst Du mir meine Schmerzen?”

Eine Frau, die Ihnen nicht vorgestellt wurde und deren Bekanntschaft Sie nicht machten, zu duzen, ist gänzlich daneben und stellt Sie in ein vor Ignoranz strotzendes, gleissendes Licht, welches Ihnen jegliche Sicht nehmen müsste, wäre es in einer für das menschliche Auge wahrnehmbaren Wellenlänge.
Ihr an Egomanie und Überschätzung leidendes Selbst scheint enorme Schwierigkeiten zu haben sich an laufende Prozesse anzupassen, ebenso wie komplexe Zusammenhänge zu erkennen, wie zum Beispiel gesetzliche Grundlagen.

Durch das Abitur zu rauschen ist damals (68er Kind?) wie heutzutage schon bemerkenswert, denn das Schulsystem ist dermaßen vereinfacht worden, dass es Studierenden heutzutage bereits sehr schwer fällt zu folgen, denn in der Schule wird vieles vorgekaut, ausgespuckt und pennälergerecht wieder zusammen gesetzt. Im Studium – das können Sie nicht wissen – wird eigenständiges Denken und Arbeiten voraus gesetzt.
Dies Zugeständnis macht Sie zu einem undiszipliniertem Menschen. Ihrer mangelnden Eloquenz ist es zu verdanken, dass man geneigt ist Ihnen jeglichen Intellekt für das Absolvieren eines guten Schulabschlusses abzusprechen.

Ihre augenscheinlich hohe Scheidungsrate ist wohl unter Anderem auf Ihr ausdauerndes Jammern zurück zu führen. Ihre Briefe strotzen vor selbstmitleidigem Gejaule und unerträglichem Heulen über Ihre eigenen Unzulänglichkeiten. Schuld daran sind immer die Anderen. An die eigene Nase zu fassen scheint für Sie eher eine Art Yoga zu sein, anstatt einer möglichen Selbsterkenntnis.
Welche Frau also erträgt auf Dauer schon einen misanthropischen Hypochonder?!
Dass Sie im Übrigen mehr Gefallen an Zigaretten und Alkohol zu haben scheinen, sollte Ihnen überdies zu denken geben. Denn grob geschätzt suchen 5% der Bevölkerung (Kinder ausgenommen) Hilfe in der Ersatzwelt des Rausches, da sie ihr Leben so wie es ist, nicht aushalten können.
Ich kann nicht leugnen, dass Ihre Briefe zeitweise einen hilflosen und weinerlichen Charakter wider spiegeln, dem es nicht erstrebenswert scheint dem Leben jemals etwas Positives abgewinnen zu wollen.

Nun komme ich zum letzten Punkt: Weshalb man Ihnen zu unterstellen geneigt ist, Frauen schlecht zu behandeln. Hier möchte ich kurz auf meinen ersten Brief verweisen und eine Anmerkung hinzu fügen:
Frauen sind heutzutage emanzipiert. Für Sie bedeutet es, dass Frauen schwerer zu “kriegen” sind, denn sie legen neuerdings Wert auf Anstand, Zurückhaltung und Wohlerzogenheit. Einen Rüpel – wie Sie einer sind – wollen Frauen vielleicht mal für eine Nacht um sagen zu können, sie hätten nun endlich auch mal erlebt wie sich “so einer” im Bett anstellt. Jedoch für das gemeinsame Leben, ziehen Frauen den darwinistischen Gewinner vor.
Für Sie mag das zickig erscheinen, aber ich kann Ihnen versichern, dass das Abweisen von Kandidaten wie Ihnen seine Richtigkeit hat und der Wunsch nach warmer Geborgenheit seine Daseinsberechtigung erfüllt.

Verstehen Sie meinen Brief bitte abermals als ratgebend, offen und ehrlich. Besonders die letzten beiden Attribute sollten Ihnen zeigen, dass mir nicht daran gelegen ist Ihnen (symbolisch gemeinten) Honig um den Bart zu schmieren, sondern Sie dazu zu bewegen selbstkritischer und tatsächlich herzlicher zu werden. Ihre “Herzlichst”-Signaturen sind ironisch und zuweilen makaber. Jedoch niemals wahrhaftig. Und Sie haben doch sicherlich das Bestreben ernst genommen zu werden – für Ihr Alter möchte man diesen Wunsch jedenfalls erwarten.

Schreiben Sie mir, sofern Sie meinen Rat annehmen möchten und an ehrlicher und offener Korrespondenz Interesse hegen.

Mit Gruß
Therese

Ps: Diesen offenen Brief, können Sie wie gewohnt ungekürzt bei Teutonika.de nachlesen.

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