TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Neuangfangslosigkeiten

Meine Güte Therese,

was soll ich dir sagen. Geteert und gefedert haben sie dein Katerchen davon gejagt.

Wie du ja weißt, und auch der geneigte Teutonika Leser, bin ich…, nein war ich, Leiter eines Jugendkatzenfreizeitheims, in einem kleinen Städtchen, auf dem Gebiet der ehemaligen Doofmacher & Dummbacken Replic.

Na und was ich von Anfang an wollte, nämlich den jungen Katzen da Eigenverantwortung beizubringen, ist mir nun zum Verhängnis geworden. Denn leider haben die jungen Katzen ja auch Alte. Also Eltern, wenn man das so nennen darf.

Tja und die haben nun vor allem ein Problem. Um Gottes Willen keine Veränderung und schon gar nicht und niemals selber machen. Wenn es eins gibt was die verkrusteten Strukturen nicht vertragen, dann ist es die Wahrheit. Nicht nur das “man” sie nicht sehen will, nein, alles wird dafür getan sie weg zu machen. Zur Not mit Gewalt.

“Wir wollen doch gar nicht, daß unsere Kinder erwachsen werden, weil dann müssten wir es selbst auch tun.”

Wie schrecklich wäre es doch, wenn Katze nichts mehr zu jammern hätte. Wenn niemand mehr da wäre dem die Schuld in die Schuhe zu schieben wäre. Wenn Eigeninitiative eine Notwendigkeit wäre, die ich genauso annehme wie das Tägliche: “Es ist halt so, es war schon immer so, was sollen wir denn daran ändern. Die da oben machen doch sowieso was sie wollen, und wir armen Arbeitskatzen müssen alles ausbaden.” Widerlich.

Das Spannende dabei ist ja nur, daß in einem Städtchen, in dem weniger als 3000 Katzen leben, “Die da oben” auch die Nachbarn sind. Sie sitzen nicht, wie in Berlin in einer überdimensionalen Waschmaschine, die von Übriggebliebenen mit Maschinenpistolen bewacht werden. Sie sind auch nicht unerreichbar, denn sie sind ja Teil der Gemeinde und laufen einem jeden Tag über den Weg. Aber wenn Veränderung stattfinden soll, dann müßte Katze ja den Mund aufmachen, müßte Dinge sagen die vielleicht nicht jedem gefallen. Und dann könnten ja die Nachbarn reden, dann könnte ja ein schlechtes Licht auf mich geworfen werden, denn unterschätze niemals die Macht der Nachbarn.

Also hält Katze die Schnauze. Läßt sich alles gefallen, was “Die da oben” sich so einfallen lassen, abends, zwischen Arbeit und schlafen gehen.

“Du bist hier auf dem Land, da ist alles anders”, haben sie immer zu mir gesagt. Stimmt, da ist alles anders. Denn während die Welt voranschreitet, während der geplante Untergang seinen Lauf nimmt und eine Katastrophe nach der anderen durch die Nachrichten läuft, tun wir auf dem Land alles, aber auch alles, um dies nicht zur Kenntnis zur nehmen. Und eben wenn es sein muß, mit Gewalt.

Tja, liebe Therese, nun mußte dein Katerchen seinen geliebten Platz hinter den Mülltonnen verlassen und ist wieder losgezogen, in die große Stadt. Ich schreibe dir wenn ich angekommen bin.

Wollen doch mal sehen, ob es da wirklich anders ist.

Bis gleich,

dein Catman

2 Antworten zu „Neuangfangslosigkeiten“

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