TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Schmale Wölfe

1

Kalter
Schweiß. –
Ich komme
zur Ruhe.

Vier Meter
weiter:
Schützengräben.
Vom letzten
Weltkrieg.

Zuerst grub
ich dort.
Und fand
zwei
Stahlhelme.

Rost räkelte
sich durch
ihre Köpfe.

2

Aus Ästen
und Folie
muß ich
ein Dach
bauen.

Zwergenhafte
Vögel
belauern mich
hüpfend.

Von Ferne
warnt
ein Eichelhäher.

3

Ohne Radio
ging ich;
ohne Handy.

Proviant
nahm
ich mit. –
Und ein
Messer.

Ich glaube,
wir lieben
uns.

4

Trampelpfade
von Rehen
schlängeln sich
durch die
Stämme.

Hoffentlich
werden die
Tiere
nicht zahm.

5

Die erste
Nacht ist
lange
vergangen.

Jeder
gelogene
Gedanke
zerriß sofort

Meine Angst
schwoll
bis in
die Lippen.

6

Um vier
Uhr
rief ich:

Ich liebe
die Menschen
so sehr, dass
ich sie
nicht mehr
ertrage.

Wind glättet
die Wipfel.

7

Heute
sah ich
den ersten
Menschen:

Als seine
Bewegungen
sich in
einer Coca
Cola Büchse
trafen:
Die er
wegwarf.

Wieder
rief
der Eichelhäher.

Schnell
ging
ich zum
Bau zurück.

8

Leichtes
Abendlicht.

Vögel
zwitschern
offene
Grabstellen.

Vor meinem
Bau ruht
die Luft.

Wie die
Sonnenstrahlen
mit den
Blättern
kämpfen.

9

Totale
Windstille.

Zwischen
den Kiefern
eine einzelne
Birke.

10

Ich gehe
zum See
frisches
Wasser
holen.

Einem
Uhu
antworte
ich auf
sein Rufen.

Er nähert
sich. –
Der Mond
scheint.

Verzweifelt
entfernt sich
der große Vogel
wieder.

11

Und dort:
Der See.
Das Wasser
glitzert.

Da schwimmt
ein Segelboot!

Im Rumpf
wartet die
Zeit.

Auf
aber
was?

Grausam
eben
ist der
See.

12

Winzige
Fische
schnellen
durch
die Nacht.

Nun
springt
allen
ein Hecht
hinterher.

Hoch im
Sternenhimmel
ein Flugzeug:
Verrückte
Gnomenstadt.

13

Am Waldesrand
wittert ein
Hund.

Haubentaucher
rufen nach
ihren Ahnen.

Der Hund
läuft ins
Unterholz.

Über den See
schwimmen
schmale Wölfe.

“SCHMALE WÖLFE” von Hans Löffler, NACH DEM KRIEG, 1996.
Mit freundlicher Genehmigung des Carl Hanser Verlag München

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