TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Laura

VI

1

In einem Gischt von Springen, Fauchen, herben Stößen
erwache ich.
Es ist, als sei geworden alles um mich eben.
Im Kampfanzug, der Flecken hat wie Leopardenfell,
liegt hinter mir ein Mann.
Und auf ihm, breit und dicht, und leise aufgeregt, fast bis
zur Abscheu hin entschlossen, da lastet Laura.
Sie hat ihm ihre Säbelzähne gefahren in den Nacken.

2

Er zuckt nur noch: Der Söldner.
Die Beine strecken breit sich von ihm.
Und haben mit den schweren, hohen Schuhen zwei tiefe
Gräben hinterlassen.
Die Augen Lauras glänzen, als sei sie jedem Leben
überlegen. Und wollten jetzt Bewegung überhaupt
erlischen.

3

Noch ist des Opfers Körper warm.
Der Tod, ach ist der simpel:
Es lauern schon Hyänen.
Als wären sie im Widerschein ganz schnell aus Blättern
oder Blütenduft entstanden.
Mit einem Drang zum Aas.

4

Gehalten ist die Menge noch von Laura.
Da liegt er nun.
Ein Werkzeug Mann.
Des Tötens ohne Laut war er wohl einst ein Meister.
Jetzt kämpft ein Panther gegen andre Tiere, die voll von
Hunger sind.

5

Von einem aufgelösten Denken zum nächsten hin hör
ich den freien Haß von Motorsägen dröhnen.
Und Bäume auf die Erde krachen.
Der Wind hat sich gedreht.
Die Erde bebt, wie gerade losgelassen.
Und Laura springt entsetzt ins nahe Dickicht. Blind.

6

Der Augenblick des Rudels ist gekommen:
Sie stürzen auf den Söldner zu.
Als fühlten sie das Ende aller Zeit im Rücken.
So reißen sie und ziehen sie, was sie erfassen können, in
sich hinab. Und schlucken ohne kauen.

7

Was wird aus mir?
Nun ohne Laura.
Ich steh alleine auf der Lichtung
Die Meute achtet nicht auf mich.

8

Es bleibt mir die Erfahrung.

9

Ansonsten leb ich kaum.

“LAURA” von Hans Löffler, NACH DEM KRIEG, 1996.
Mit freundlicher Genehmigung des Carl Hanser Verlag München

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