Bernsteinschimmer im Bernsteinzimmer

Habe heute endlich die großen Kartons und das spirituell verunreinigte Gästebett aus der Kammer entsorgt.

Schaue mit großem Erstaunen auf die verborgene Tür, die dahinter zum Vorschein kommt. Ein geheimer Raum hinter den Räumen, die ich schon so lange mein Mietheim nenne?

Für diese Tür ist natürlich auch der nicht alltägliche Schlüssel, den mir die eigentümliche Hausverwalterin am Tage meines Einzugs in einem weichgegerbten Lederfutteral um den Hals gehangen hatte. Ich nahm ihn deswegen niemals ab, weil ich das Weichgegerbte, Ledrige als behaglich empfinde.

Schloss funktioniert einwandfrei. Tür knarzt relativ sympathisch.

Es ist das Bernsteinzimmer. Richtig. Jetzt fällt es mir wieder ein. Falls schon jemand danach gesucht hat: Entschuldigung.

Dies als Trost für die vergebliche Suchensmüh: Es ist kein Triumph, einen Raum zu betreten, der knapp 62 Jahre pfleglos und vergessen vor sich hin einschmodderte.

Nach einer ersten skeptischen Probereinung schwant mir, dass der Raum seine Bernsteinfarbe weniger dem populären Schmuckstein aus fossilem Baumharz verdankt, sondern eher den Gepflogenheiten seines ehemaligen Dauerbewohners, der sowohl starker Raucher als auch des Lüftens nicht mächtig gewesen sein muss.

Solltest Du nun Dein ganzes Leben danach gesucht haben: Du kannst jetzt etwas Neues, Schönes beginnen. Oder hilf mir putzen.

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