162 mal werden wir noch wach – heißa, dann ist Weihnachtstag!

Draußen wird es immer heißer. Die richtige Zeit, sich abzukühlen. Denken wir an Weihnachten. Ich denke da der Einfachheit halber an das Weihnachten, das ich erlebt habe. Es ist einfach zu warm, als dass ich mir jetzt extra ein neues ausdenke.

Mein eigentlicher Familienname ist Tluczykont, sodaß Insider gleich wissen: Ich stamme aus einer Familie, in der Weihnachten keine Gans oder kein Würstchen mit Kartoffelsalat auf dem Tisch standen, sondern traditionell ein frischer Weihnachtskarpfen.

Der schwamm schon ein paar Tage vorher bei uns in der Badewanne herum – einfach damit wir ihn besser kennen lernen konnten, bevor wir ihn essen.

Und unser Oma – ich komme aus einer Familie, in der es traditionell nicht “unsere Oma”, sondern “unser Oma” heißt – unser Oma also bestand immer darauf, den Karpfen selber umzubringen.

Weil: Das habe sie ein Leben lang gemacht. Und wenn sie dieses Jahr zu Weihnachten nichts tothauen dürfte, dann wär ihr das Fest der Liebe aber so richtig versaut… will man ja auch nicht ewig diskutieren. Also: Oma mit dem Messer ab ins Badezimmer.

Nur war das jetzt so, daß Oma zwar boshaft für fünf Jugendliche war. Rein von der körperlichen Konstitution her war sie aber eben doch Oma. Das hatte jetzt wiederum Konsequenzen für den Karpfen. Die Geschichte war nicht unbedingt mit einem schnellen Hieb für ihn vorbei. Es wurde auch jedes Jahr spannender: wer gewinnt diesmal?

Oma bekam dann auch noch starken Parkinson. Da wusste man dann nicht mehr: “Sag mal, Oma – tötest du den Fisch noch? Oder schuppst du ihn schon ab?”

In den späten Jahren flutschte ihr der Fisch dann regelmäßig aus der Hand, fiel auf den Boden, schnellte sich dann selber aus dem Badezimmer über den Flur in die Küche. Schließlich und endlich robbte er sich zum Küchentisch und schlug seinen Kopf selber vor das Tischbein – einfach, um es hinter sich zu haben.

Und wir hatten dann bis zum Essen noch gute zwei Stunden, um diese Bilder aus dem Kopf zu bekommen. Wir mussten den Fisch ja noch essen.

Haben wir auch. Da war uns die Familientradition einfach wichtiger.

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