TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Pausengrillen.

Es ist heiß. Es ist sehr heiß. Es ist zu heiß für einen kühlen Kopf. In der Luft stehen flirrende Hitzevorhänge und bremsen die Geräusche zu trägem Klang.

Der Tonmeister der Hitze ist auf seinem Posten: Die Grille. Sie zirpt. Und sie zirpt. Und sie zirpt.

Dann, als man es schon nicht mehr erwartet, macht sie eine Pause und denkt sich ihren Teil.

Dann zirpt sie wieder.

Der Vollständigkeit halber hier ihre Pausengedanken:

Zirp. Zirp. Und zirp.

Das kann doch nicht das letzte Wort sein. Ich habe ihnen gesagt: Ich rede hier doch nicht von Rachmaninoff. Aber wenigstens eine einfache Etüde. Was sollte denn dagegen sprechen?

Da kannst Du mit Engelszungen reden. Nur eine simple Variation auf Zirp, habe ich gesagt. Ohne das grundlegende Thema zu sehr zu verlassen. Wir können doch gucken, ob es die Leute mögen.

Nix zu machen.

„Ihre künstlerischen Ambitionen in Ehren. Aber hier geht es einzig und allein um die Funktion: Die tonale Kennzeichnung der Hitze. Wenn Sie sich für überqualifiziert halten, dann steht es Ihnen frei, die Stelle zu kündigen. Es gibt viele Musiker, die sich freuen würden.“

Ich bin es ja selber schuld. Ich mache mir was vor. Wie lange erzähle ich mir jetzt selber das Märchen von den vorübergehenden Sachzwängen? Dass ich diesen Job nur mache, bis die Orchesterstelle frei wird? Ha! Welche Orchesterstelle?

Wenn mich Herr Doktor Böhm jetzt sehen könnte! „Bleiben Sie dran“, hat er immer gesagt! “Wenn Sie dranbleiben, wird das was mit Ihnen!“

Na, danke schön. Wenn ich aus so einem Hause kommen würde, dann hätte ich auch gut reden! Mit solchen Beziehungen im Nacken ist leicht dranbleiben. Vielleicht soll ich den Böhm mal anrufen. Vielleicht weiß der was für mich. Oder ist der schon tot?

Morgen rufe ich den Böhm an.

Die Grille zirpt wieder.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert