TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Aus der Rubrik “Du mich auch” heute: HILDEGUNDS SEUFZEN, TEIL 1.

Er und sie im gemeinsamen Wohnzimmer. Beide lesen. Sie seufzt. Er schaut kurz. Sie seufzt noch einmal. Pause.

ER

Hildegund?

SIE

(Pause) Du riefest meinen Vornamen, Ernst-Rüdiger?

ER

Hatten wir uns nicht darauf verständigt, während der Lektürestunde Ruhe walten zu lassen?

SIE

Wir kamen überein, es so zu handhaben. Korrekt.

ER

Dann bitte ich Dich, Hildegund, unsere Übereinkunft auch zu respektieren.

SIE

Dann darf ich dich an unsere Zusatzvereinbarung erinnern.

ER

Ein gewichtiger Anlass macht das Schweigegelübde obsolet. Inwieweit greift dieser Passus hier, Hildegund?

SIE

Mein Seufzer war kein Zufall, Ernst-Rüdiger.

ER

Du seufzest also, weil es für Dich Anlass zum Seufzen gibt?

SIE

Und wo sollte ich dies sonst tun? Wo sonst, wenn nicht vor meinem Gefährten? Das frage ich Dich, Ernst-Rüdiger.

ER

Ich kann Dir nur beipflichten, Hildegund. Damals, als wir uns das erste Mal begegneten…

SIE

Der Wettbewerb Jugend musiziert. Dort hast Du mich bezwungen.

ER

Doch Du gewannst mein Herz. Und als wir gewahr wurden, dass wir füreinander bestimmt sind…

SIE

…da schworen wir uns, dass wir uns immer mit der Wahrheit konfrontieren wollen, so schmerzhaft sie auch sei.

ER

So rufe ich Dir jetzt im Namen unsere Liebe zu: Konfrontiere mich Hildegund. Konfrontiere mich.

SIE

Ernst-Rüdiger: ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.

ER

Hildegund: Das schmerzt.

SIE

Ach, hätt ich doch geschwiegen.

 

Lesen Sie im zweiten Teil am Samstag: Wird Hildegund ihre Unzufriedenheit konkretisieren können? Ist die von Ernst-Rüdiger so tapfer verteidigte Lektürestunde in Gefahr? Explodiert womöglich der interlübke-Raumteiler?

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