TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Früher (als alles noch früher war)

Manchmal sehne ich mich nach den Zeiten, von denen mir Großmutter Kabäuschen immer bei meinen Sonntagsbesuchen erzählt hat. Sie konnte das – gleichzeitig erzählen und mir dabei ungeheure Mengen an Gulasch, Rotkohl und Klößen halb und halb auf den Teller schaufeln.

Und nach dem Essen gleichzeitig erzählen und dabei ein Taschentuch anspeicheln, mit dem sie mir dann den Rest von der Bratensoße aus dem Mundwinkel weichte.

Früher, erzählte Omi (ich nannte sie damals so) und kühlte dabei ihre Gesichtshaut mit einem ihrer 4711-Erfrischungs-tücher, und die Tücher hatte sie immer in ihrer Handtasche – die Tücher und eine Tafel Zartbitterschokolade und das Portemonnaie mit dem Klickverschluss – und die Tasche trug sie immer bei sich, selbst am Mittagstisch, früher, da konnte man sein Fahrrad auch unverschlossen an jeder Hausecke stehen lassen.

Gut – es war nachher weg. Aber an der nächsten Ecke, da stand ja schon ein anderes, unverschlossenes. Und dann war alles wieder im Lot.

Wenn ich dann noch Fragen hatte, dann las sie mir immer aus den christlichen Kalenderblättern vor. Mir erschien das vollkommen ausreichend. Man muss nicht alles wissen.

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