TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Das goldene Ticket in die Zukunft?

Ein schöner, weil auch zuweilen sehr melancholischer Roman, geschrieben für die Menschen zwischen den Jahren, zwischen Kindheit und Jugend, oder doch für junggebliebene Erwachsenen ?-) ist Andreas Steinhöfel gelungen. Dabei gleitet das Buch “Der mechanische Prinz” durch so verschiedene Genres wie dem Fantasy-, Abenteuer-, oder Entwicklungsroman und ist doch in der Realität Berlins geblieben. Der abgebildete U-Bahnplan von Berlin im inneren Buchdeckel lässt jeden, der schon einmal in Berlin gewesen ist, gerne in die Reise in den Untergrund von Berlin mitnehmen, in dem es von geheimen, unbekannten, ja unheimlichen Plätzen, im Buch die so genannten Refugien nur so wimmelt, und die Besucher vor Herausforderungen und Abenteuer stellt, die an die persönlichen Grenzen gehen.
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Im Mittelpunkt steht der Junge Max, der dem missmutigen Kinderbuchautor seine Geschichte erzählt, die er so erlebt haben will. Max ist ein eher vereinsamtes, vernachlässigtes Kind, wie so viele in den großen Metropolen. Er steht an der Bushaltestelle, wo ihm ein einarmiger Bettler ein goldenes Ticket schenkt, das berechtigt durch die gesamte U-Bahn Berlins zu fahren und die unbekannten Welten betreten, die sich darin auch – für den Normalsterblichen Menschen nicht erreichbar – befinden. Doch ist eine Reise ohne ein Zurück, wenn man sich erstmal darauf eingelassen hat. Denn je tiefer man in den Refugien vordringt, desto stärker kristallisiert sich die Alternativlosigkeit in dieser Anderswelt heraus. Denn am Ende steht die Auseinandersetzung mit dem mechanischen Prinzen, der kein Entrinnen ist und die bestanden werden muss. Denn die Konsequenzen sind fürchterlich, der Trott des Lebens geht weiter.

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten sein, muss der werte Leser sich doch selbst seinen Weg durch dieses Buch finden. Spannend jedoch ist die Verortung in Berlin, die mit Liebe zum Detail geschildert wird und eigene Erinnerungen erwachen lässt. Es ist kein leichtes Buch, denn es zeigt sich, dass andere Protagonisten in ihrer Schicksalslosigkeit verharren müssen. Und, wenn Ihr wieder mal in Berlin seid bzw. sogar dort wohnt, achtet doch mal auf die Kartenkinder, die nach wie vor dort anzutreffen sind und ihre Gegenwelt erkunden…

Bernhard Meyer

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