Die ehemalige USA-Korrespondentin Andrea Böhm, die u.a. auch für die ZEIT und die TAZ aus diesem Land berichtet hatte, erfüllte sich zu ihrem Abschied und vor ihrer Rückkehr nach Deutschland einen besonderen Wunsch. Dabei lässt sie uns in ihrem Buch „Die Amerikaner“, das es mittlerweile auch als Taschenbuch gibt, an ihrer Reise teilhaben, die einmal innerhalb durch die USA führte und in der sie die Provinz dieses Landes besucht hatte. Ein Traum, wie ihn fast jeder schon einmal geträumt hat, mit dem Auto von New Jersey nach Texas, von Texas nach Kalifornien, von da an wieder in den Norden Richtung Wyoming und an die Ostküste zurück. Ein Roadmovie zwischen zwei Buchdeckeln, das jedoch die Realität, völlig ungeschminkt, abbildet.
Andrea Böhm, freie Journalistin, beschreibt in einer klaren, flüssigen, aber zugleich auch literarischen Sprache die kleinen Details des Weltreichs USA, wie wir es teilweise kennen, zu kennen glauben oder teilweise verdrängt haben. Ein US-Amerika, wie es unter dem Zerrbild von George W. Bush verschwindet, das aber auch von einem Bob Dylan oder einem Woody Guthrie kündet. Das vom Bergbau geprägte West Virginia und die Geschichte der aussichtslosen Kämpfe der Bergarbeiter gegen die mächtigen Minenbesitzer, die diese auch mit Hilfe der Bundesarmee niedergeschlagen haben. Menschen, die alleine gelassen wurden, die auch im Abseits von Globalisierung, Glitzerwelt und Big Business stehen. Es ist ein einfühlsames und eindrucksvolles Portrait, das Andrea Böhm hier gelingt. Texas, geprägt vom Ölgeschäft und sich wandelnd, sich mexikanisierend. Kalifornien, die Macher von „MoveOn“ treffend – der Protestseite gegen George W. Bush, oder sich mit der Supermutter von Fargo, North Dakota, unterhaltend.
Das konservative US-Amerika, das linksliberale, das Amerika, das auf dem sogenannten flachen Land stattfindet, das die Welt zwischen der Atlantik- und der Pazifikküste umfasst. Verdammt gerne würde man so eine Reise mal machen wollen, hier ist ein Einblick gegeben, wie diese aussehen könnte. Ja, am liebsten würde man sich sofort ein Mietauto nehmen, einsteigen und losdüsen.
Bernhard Meyer
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