TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Georg C.

C. kam nach tagelanger Fahrt, erstmals seit vielen Jahren, wieder in die Nähe einer großen Stadt.
  Er hatte nun, da er leichte Aufregung verspürte, versucht, dem zu erwartenden Ereignis auf seine Art, auf das Beste, zu begegnen. Nicht, dass er seine Vorbereitungen nur auf sich beschränkt hätte, er hatte natürlich, wie es bei ihm üblich war, seine Haare mit äußerster Sorgfalt beschnitten und sich eine seiner buntesten Kappen aufgesetzt, doch galten seinem alten Fahrrad die intimsten Bemühungen. Von oben bis unten war es mit auserlesenen Künstlerölfarben, auf C.s viele großen und kleinen Mützen farblich abgestimmt, in beinahe genialer Art und Weise bemalt worden.
  Die elektrische Anlage, mit Stopplicht, mehreren Lampen und Blinklichtern, war so, wie er glaubte, auf dem neuesten Stand, auch in einer Stadt nicht zu übersehen und, was er insgeheim erwartete: vielleicht beispielgebend.
  G. C. war damals achtunddreißig Jahre alt und hager.
  Er befand sich nicht mehr weit von der Stadt und traf jetzt auch schon öfter, meist sogar bei gegenseitigem Grüßen durch Hand- oder Lichtsignale, freundliche Menschen in ihren Autos.
  Viele fuhren, wenn sie ihn sahen, langsam, und er nahm dies, da er wußte, dass er nun im Mittelpunkt stand, bescheiden wie er war, zaghaft lächelnd, mit freudiger Betroffenheit hin.
  Einmal wurde C. von einer jungen Autofahrerin fotografiert.
  G. C. war sehr glücklich und kam der Stadt immer näher.
  Wenige Zeit später befand er sich bereits im dichten Verkehr und mußte jetzt mit immenser Konzentration darauf achten, diesen durch eigene Fehler nicht zu behindern.
  Mehrere Male wurde er trotzdem fast angefahren und verdankte sicher nur dem Glück, welches ihm meistens zur Seite stand, und vielleicht auch seiner inneren Ruhe, dass er seinen Weg, ohne größeren Schaden zu nehmen, überstand.
  Dass C. nach dem Passieren dieser Stadt oft heimlich geweint hat, wußte noch längere Zeit danach niemand.

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