TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Der Unbefangene

Es war Sonntag, und Helmuth C. war an diesem sonnigen Tag alleine unterwegs, um sich zu erholen.
   Plötzlich blieb ein Düsenjäger vor ihm in der Luft stehen, der ihn beeindruckte. Eine Strickleiter wurde heruntergelassen; und es wurde sehr heiß um Helmuth.
   Als er die Maschine erreichte, begrüßte ihn der Pilot: Sympathisch war er, auch jung und stark, und Helmuth durfte neben ihm Platz nehmen.
   Der Offizier sah ihn lächelnd an. Im selben Augenblick gab es einen gewaltigen Stoß: Das Land glitt urplötzlich unter ihnen dahin und war bald nicht mehr als die Erde zu erkennen: Farbstreifen sah man nur noch.
   Aber schon gewannen sie an Höhe.
   Jetzt erkannte Helmuth Wege, auf denen er oft mit seiner Familie spazieren gegangen war. Bald aber überblickte er ein Gebiet, das er bei seinen Ausflügen noch nicht erschlossen hatte. Es erschreckte ihn ein wenig, da diese Erkenntnis sein Leben irgendwie fragwürdig machte.
   Aber die Maschine wurde noch schneller und flog noch höher, was für Helmuth schließlich bedeutete, daß er seine Beziehung zur Wirklichkeit überhaupt verlor.
   Bald sah der Pilot Helmuth wieder an, grinste diesmal und sagte in ruhigem Englisch zu ihm, er wolle einige Bomben abwerfen und er, Helmuth, solle ihm später berichten, was er empfinden würde, wenn sie unter ihnen auf dem Land bersten, denn in ihm selbst löse das nichts mehr aus.
   Und sofort drückte der Mann auf einen Knopf, riß die Maschine unter fürchterlichem Lärm senkrecht in den Himmel empor und glitt danach im Sturzflug dicht über die Gegend, an der, kurz vorher noch, und für beide sichtbar, die Bomben die Erde aufgerissen hatten. Fast flog er sogar durch die langsam dahinwehenden Qualmwolken der Detonationen, so tief waren sie; und er lächelte abermals.
   Helmuth aber zerrte ratlos ein langes Messer aus des Piloten Gürtel und stach es, trotz seines großen Schwindelgefühls, tief in dessen Rücken hinein.
   Einige Momente lebte der Pilot noch und sah sich in dieser Zeit verwundert nach Helmuth um; erstarrte dann aber bald in entspannter Regungslosigkeit:
   Und schon begann die Maschine zu trudeln.
   Helmuth löste den Mechanismus seines Schleudersitzes aus, zog, wohl aus einem ähnlichen Instinkt, die Reißleine eines Fallschirms und bewegte sich später angenehm und langsam der Erde entgegen; verstauchte sich aber dort noch seinen linken Fuß.

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