Einkreisungen….
Kaminski hat es mir noch einmal, bei einem wunderbar feinem Käsekuchen, erklärt.
Erde und Mond; Sonne und Erde – die Planeten: das Sonnensystem – all das vermittelt sich über ein Rotationsverhältnis zwischen gekrümmten Räumen.
Der Drehimpuls von Massen, die einander seit Ewigkeiten in ihre gekrümmten Räume hinein zufallen, um einander herum fallen; diese Massen drehen sich, weil jede Massenverdichtung im Universum auf einen imaginären Mittelpunkt hin sich gravitativ zusammenzieht, das Zentrum jedoch natürlicherweise nie ganz trifft, es immer leicht verfehlt, – weil eine Massengröße auf irgend einer Seite zu viel oder zu wenig den gravitativen Vektor an diesem imaginären Punkt vorbei lanciert – und so die Richtung dieser Kraft, die alle Massen eigentlich auf einen Punkt hin zusammenziehen möchte, an diesem Punkt vorbei in die Radiale einer Rotation ableitet, in die Phase einer Drehbewegung.
Die Drehbewegung balanciert dann einen Kompromiss aus idealem Zentrum, Lagrange-Punkten und Gravitation, fliehend in den Dreh einer Elipse.
Die natürliche Symmetrieverfehlung verlangt, innerhalb des Verdichtungsprozesses, eine Richtungsentscheidung: rechtsherum oder linksherum.
Dass Körper im Universum rotieren, oder vielmehr elliptisch herum eiern, ineinander oder umeinander, auch um sich selbst, in einer bestimmten Richtung, ist das Ergebnis einer solchen Symmetrieverfehlung während der Zusammenballung von Teilchenwolken zu Massen, Planeten, Systemen, Sternen.
Urbewegung der Rotation, die auch Aristoteles schon als die Urbewegung schlechthin erkannte.
Wenn es stimmt, und vieles spricht dafür, dass die Formen der ersten Einzeller oder Protozeller im Wasser der frühen Meere als in einer Art Ursuppe ihren Anfang genommen haben, dann spekuliere ich, dass dieses nicht direkt im Meer, sondern an seinen schwappenden Rändern sich ereignet haben könnte. An den Stränden, den Watten.
Hier, wo ein Tidenhub der Gezeiten, verursacht durch die Rotation des Mondes um die Erde, der damals auch noch näher und beeindruckend groß am Himmel stand,
die vorhandenen Molekülbausteine regelmäßig –
abtrocknete und anfeuchtete,
wärmte und abkühlte,
belichtete und abdunkelte,
aufhob und niederlegte,
hinrollte und herrollte,
untertauchen und hochsteigen ließ…
– spekuliere ich, vielleicht, war es ja auch diese regelmäßig hin – und her-rollende auf und niedersenkende Bewegung, dieser Gezeitenhub, der ursprünglich dafür sorgte, dass irgendwann die ersten komplexeren Moleküle sich an halbfeuchten – halbtrockenen Strandlagen ansammelnd, selbst einrundeten, sich autopoietisch einkugelten in einer ersten Selbstschließung, Selbstrundung, wie in einer Art erstem Reflexionsprozess, diesen Gezeitenhub, der ja die rotatorische Bahnschließung des Mondes im Verhältnis zur Erde als Schwingung weitergibt, aber auch der Erde im Verhältnis zur Sonne, – so in sich selbst einschlossen, indem sie das rhythmisch pulsierende Hin-und Herrollen ihres Elements, das sie IN-FORMIERTE, EINKREISTE, in eine FORM der Eigenschließung, Eigenrundung als Zelle oder Protozelle nachvollzogen, überführten in die FORM – so – die Rotation – quasi reflektierend.
Ähnlich wie ja auch jede Sinusrhythmik in Schwingung nichts anderes darstellt als die abgerollte Funktion eines Kreislaufes.
Vielleicht ein allzu sauberes Bild, vielleicht allzu stimmig, um alles zu erklären, aber man darf ja mal spekulieren.
Ich erfahre, dass verschiedene Versuchsanordnungen in ursuppen-ähnlichen Millieus oder in nachgeahmten Protoatmosphären mittels Funkenentladungen und dem Einfluss von UV-Licht experimentiert, hier auch gewisse Ergebnisse brachten bei der Bildung langkettiger Grundmoleküle, Aminosäuren, Bausteinen des Lebens.
Ebenso wie man chemischen Millieus verschiedener Dichte kleine Tröpfchen mit eingekugelter Oberflächenspannung erzeugt hat, als mögliche Vorläufer von membranumschlossenen Zell-Gebilden.
Von einer Wirkung des Gezeitenhubs erfährt man nichts.
Aber sicher und ausreichend erklärend scheinen die Laborversuche alle nicht.
Man forscht hier weiter.
Ein wechselndes Trocken- und Nass-, Heller- und Dunkler- Werden, das die Ausbildung von halbdurchlässigen Protozell-Membranen angeregt haben könnte, die ja in ihrer habituellen Unentschiedenheit zwischen Trocken und Nass, Struktur und Nicht-Struktur, Offenheit und Geschlossensein ihrerseits wieder abbilden eine Strandregion in Microformat, als würden sie diesen Strand jetzt materiell nachgebaut reflektieren.
Ist der Einzeller nicht auch ein kleiner Kontinent, der an seinen Rändern von dem fließenden Gezeitenhub der Nährstoffe formuliert, umsorgt und versorgt wird?
So auch als eine kleine erste Blut-Hirnschranke zwischen den Welten ausbildend, zwischen reversiblem Gezeitenhub und irreversibler Strukturbildung.
Auch die Blut-Hirnschranke kann ich mir vorstellen wie ein Wattenmeer in Gezeiten, einen Strand als Grenzregion zwischen einem festen Kontinent und dem Meer des Blutkreislaufs, das den Kontinent des Gehirns über Jahrmillionen der Evolution umschwemmte, umlagerte, versorgte, beatmete, anschwemmte, umsorgte – solange – bis dieser Strand des Gehirns schließlich selbst – jetzt aber auf der rein informatorischen Seite reflexiv erneut eine Zelle ausbildete, die dann dieses interessante vertrauteste unvertrauteste aller Worte sagte, fühlte, und dachte: “Du” .
Wenn hier, an dieser Stelle, möglicherweise ein Gesetz wirkt, nachdem die IN-FORMATION einer Rotationsbewegung über den von ihr verursachten Schwingungsverlauf einer Gezeiten-Rhythmik schlieslich zu einem molekularen oder protozellulären Kreisschluss als FORM führt, dann gäbe das ein gutes Bild für die Überführung Energie/Bewegung/ – Information – Form. Zumindest für das Phänomen “Leben”.
Selbst die Struktur der DNA-Doppelhelix-Leiter zeigt eine rotatorische, sinuswellenartige Verwindung, die ein Zusammenhang mit eben dieser rotierenden Rhythmik des Gezeitenhubs nahe legt.
Aber auch mit der Elektrodynamik. Die Form einer elektromagnetischen Schwingung ist der einer gewundenen Helix nicht unähnlich, oder zumindest könnte die Elektrodynamik form-gebend hier eingeschlossen sein. (Würde mich interessieren, ob diese Doppelhelixform sich zwingend aus der Anordnung der beteiligten Basen und Zuckermoleküle ergibt, oder ob die Elemente im Prinzip auch anders angeordnet sein könnten-Kaminski fragen.)
Letztlich ist aber auch das UV-Licht, wie jede energetische Erscheinung im Spektrum, ebenso wie auch Funkenentladungen, eine schwingende Energie-Erscheinung mit einer bestimmten Wellenlänge, also Kreis- Frequenz im Spektrum, die möglicherweise ebenso als formendes Energie-Potential, in-formatorisch eine “Form” rundet, einkugelt, einkreist, einrollt und halbdurchlässig abschließt.
Man kennt heute einen Zusammenhang zwischen Formbildungsprozessen und überlagernden Schwingungen in den Lissajou-Figuren des Physikers Jules Antoine Lissajou.
Hier zeigen sich auffällig formale Ähnlichkeiten mit bestimmten Molekülstrukturen aber auch einzelligen Lebewesen. (Die visuellen Effekte bei itunes-arbeiten mit einer Lissajou-Funktion, die über Pseudo-Zufallszahlen Farbe und Form generieren.)
Dieses spekulativ angenommen, drängt sich der Folgegedanke auf, dass der Prozess ein Verhältnis von In-formation und Wirklichkeit beschreibt, in der Weise, dass “Leben” wiederum als etwas erscheint, das in einem bestimmten Schwingungsverhältnis zur Rotation als Formschluss FASSUNG GEWINNT oder an dieser Rotation gewonnen hat.
Dann wäre Leben selbst beschreibbar als eine sehr spezielle Art des In-Form-Gehens der Rotation (Bewegung/Energie); Leben als das Gefäß einer stehenden Welle, die aber ihre Energie (oder ihre Information) auch wieder abgibt, weiter ausdifferenziert , über die Ahnenfolge, mutative Streuung, und bestimmte Reflexionsschwellen, in einem Prozess der informellen Streuung.
Erwin Schrödinger hat hierfür den Begriff negative Entropie vorgeschlagen, den man heute (nach Illya Prigogine), aber auch einfacher übersetzen kann mit:
Informationsstreuung – Dissipation der Information.
Selbst wenn das Leben parallel, oder sogar ursprünglich in der Tiefsee im Umfeld der lichtlosen Schwefel-Vulkane (Schwarze Raucher) evolutioniert sein sollte, dann folgt es auch hier einem Gezeiten-Hub – im Stoffwechsel, weil das nach oben strömende erhitzte Wasser, einrollende Konvektionsbewegungen ausführt.
Diese Konvektionsbewegungen sind wiederum kreisschlüssig, einkreisend – eben genau das, was Illya Prigogine als “dissipative Struktur” beschrieb.
(Wer einmal lose Erbsen in einem kochenden Wasser-Topf beobachtet hat, wie sie auf – und nieder tanzen, der hat im Prinzip die kreisschlüssigen dissipativen Strukturen von Ilya Prigogine gesehen.)
Auch wenn man nur die Wärme selbst als formbildende Energie annimmt, wirkt hier der infrarote Anteil der Wärmestrahlung als schwingend im elektromagnetischen Spektrum wiederum mit einer bestimmten Frequenz als möglicherweise form-einkreisend, formabschluss-erzeugend.
Insofern bringt jede elementare Energie, weil Schwingung, einen Tidenhub, ein Gezeitenwechsel mit sich, der form-einkreisend form-abschließend wirken könnte.
Fest steht, dass alles “Leben” in einem rhythmischen Gezeitenhub des Stoffwechsels operiert.
Die Frage, die sich hier stellt, wenn Information ebenso wie die Wärme auch der Dissipation unterliegt, dann muss man einen “2. Hauptsatz der Information” annehmen, ebenso wie daraus dann dissipative Strukturen als “Informationsgefäße” folgen müssten. (neue informelle Millieus)
“Leben” in seinen verschiedenen Ausformungen, seiner Vielfalt, wäre dann das materielle Gefäß einer solchen dissipativen Struktur der Information, die aber immer weiter, und in andere Formen sich streut, nun auch in technische, wo sie wiederum informelle Millieus ausbildet.
Das menschliche Gehirn wäre dann nach der Ein-Zelle, den Vielzellern und Meta-Zellern, eine dissipative Struktur der Information an einer bestimmten Schwelle hin zum “Ich”
Dann könnte man das Gehirn ebenso wie den ersten Einzeller als eine Reflexions-Schwelle der Rotation/Information betrachten, ein Gehirn das nun seinerseits über bestimmte Reflexionsschwellen (Ich – Gott/Luther – Technik) wieder damit beginnt, auf technischem Wege Information in Energie (Kernspaltung/Kernfusion) umzuwandeln – oder sogar neuerdings, in dem es am CERN den Urknall simuliert, eigentlich das Universum selbst damit wieder reflektierend, denkend, manipulierend-informell wiederholt.
Dann ließe sich auch einsehen, warum eine Informationsgesellschaft möglicherweise den Übergang in einen informellen Metazeller dynamisiert, in dem sie per Technologie den informellen Stoffwechsel der einzelnen Gehirne jetzt zu einem Mehrkörper-Ensemble verkoppelt.
Eine Art Groß-Gehirn von planetarem Ausmaß als bio-technologischem Metazeller.
So etwas ähnliches meinte Joel de Rosnay 1997 mit seinem “Kybionten”, der als bio-technischer Mehrzeller sich in einer hybriden Mischung aus Menschen und Technologie im Sinne eines globalen Superorganismus ausbildet.
Eine Annahme, die nicht ganz abwegig scheint, zumal gewisse Anzeichen darauf hindeuten.
Entwicklungen, die das einzelne Subjekt hier lediglich als “Funktion” immer stärker in die Gesamtdynamik eines solchen Kybionten einbinden.
Auch die soziale Arbeitsstruktur am CERN deutet darauf hin.
Die Einwände gegen Joel de Rosnay, die eher formaler Natur sind, wirken auffallend schwächlich, beinahe hysterisch, gemessen an der Entwicklung, die seit 1997 technisch geradezu marschiert ist.
Die Dynamik wäre weiter zu untersuchen unter der weniger phantastisch klingenden Bezeichnung “Mehrkörper-Ensemble.”
Notwendig wäre eine kleine große Renaissance, welche den Graben zwischen den “zwei Kulturen” (Peter Snow) Naturwissenschaft und Gesellschaft überbrücken hilft. Und ihr auch in Deutschland eine starke “dritte Kultur” verbindend, verstehend, zur Seite stellt.
Eine neue philosophische Anschauung der Wissenschaften, ihrer Wirkungen und Vorraussetzungen, ihrer Anwendungen in ihrem Verhältnis zur technologischen Tatsächlichkeit, zur Gegenwart, die in einer Dynamik fließt, ein Dynamik-bewusstes Denken, das nicht mehr gegen die Wissenschaften oder an ihr vorbei redet, oder sie lediglich als “ästhetisches” Phänomen sensationiert oder verniedlicht, oder als rationales Ungetüm.
Die Blendung von Hieroshima muss allmählich aufgegeben werden.
Eine Renaissance, die Wissenschaft und Technik nicht mehr unter Verdacht stellt, sondern sie zu verstehen sucht in einem informatorischen Gesamtverhältnis von Energie und Gesellschaft, also von Wirklichkeit.
Ob Joel de Rosnays “Kybiont” eine taugliche Beschreibung liefert, positiv oder negativ, mag dahingestellt bleiben.
Selbst wenn nicht –
– steht die Zivilisation trotzdem vor der Frage, ob sie etwas versteht oder verdrängt, ob sie sich inmitten einer energetisch-technisch hoch aufgeladenen Welt weiter ihren Phantasien, Illusionen überlässt – oder die Wirklichkeit selbst als phantastisch genug anerkennt, bestaunt und deshalb eben erforscht – oder ob sie Dynamik weiter bezweifelt, ignoriert, tabuisiert, auf die Bäume zurück will.
Vor allen Dingen steht sie aber vor der Frage, welche natur- und wirklichkeitsgesetzlichen Zusammenhänge zwischen Energie und Information wirksam sind und was das bedeutet für eine zu formulierende In-Formations-Ethik.
Eine Ethik der In-Formation – aus der auch so etwas Sinnvolles erwachsen könnte wie eine dynamische Zukunftsprojektion im 2. Hauptsatz der Information.
Eine Vorstellung von Zukunft, die mehr leistet als Angstmanagement.
Angstmanagement im Spiel “Reise nach Jerusalem um den letzten freien Stuhl der “humanistischen” Diskurse, im Spiel um einen Stuhl, der immer irgendwo fehlt.
Eine Vorstellung von Zukunft, die mehr leistet, als Bildungsarmut gegen Illusionen eintauschen.
Die es jetzt wieder mit Erkenntnis und Verstehen und einer daraus resultierenden Konstruktionskompetenz versucht.
Eine Vorstellung von Zukunft, die zunächst weniger Programm als Einsichten verlangt (“Sapiens”)
Sapiens – der Einsichtige.
Einsicht habend, auf das, was ES ist, was ER oder SIE ist, WIR, in diesem Kosmos, mit diesem Kosmos.
Einsichtig handelnd nach den Erkenntnissen und Wirklichkeiten, die er gewinnt, in dem er sich seinem eigenen Erkenntniss – und Konstruktionsprozess selbst erkenntlich zeigt und einsichtig.
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