In eigener Lache: Mein schönstes Ferienerlebnis

Lieber Mitmensch,

zum Ende der Teutonika-Ferien hier mein schönstes Ferienerlebnis:

Der Sommer war gerade erst ein paar lauwarme Schauer alt, da sah ich mich verblüfft. Quell der Verblüffung war ein Mensch, der die Fähigkeit besaß, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Das hatte selbst mein Sesamstraßen-Favorit Grobi seinerzeit nur nacheinander und mittels harter Laufarbeit – „jetzt bin ich vorne und …lauflauflauf… jetzt bin ich hinten“ – bewerkstelligt. Besagtes Humanexemplar dagegen konnte gleichzeitig vorn (freundlich) und hinten (hinterhältig) sein. Grobis Art war mir lieber. Aber nicht immer hat man die Wahl.

Danach ging und grübelte ich vor mich hin (ich bin Gehgrübler), wie ich diesen Hintermenschen nun aus meinem Leben expedieren konnte, ohne mir dabei mein Karma vollzukleckern. Plötzlich stand ich vor einem unbekannten Weiher. An seinem Rande dümpelte ein grünbemooster Holzkahn. „Risiko ist die Bugwelle des Erfolgs“ dachte ich mit Carl Amery und zog auch schon die Riemen durch das Wasser, dass die Entengrütze wirbelte. Kaum zwei Dutzend Ruderschläge später schmatzte der Bug in den Uferschlamm eines schattigen Inselchens. Ich schritt durch den Vorhang aus schwärmenden Mücken, streifte die brennenden Nesseln saftstrotzender Brennnesseln und trat endlich auf die Lichtung inmitten des kleinen Weiher-Eilands.

Dort stand die Hütte des Orakels. Ich hatte sie gefunden. Der gerechte Finderlohn für meine Mücken- und Nesselquaddeln. Demütig trat ich an die spaltweitgeöffnete Tür und rief meine Frage in das innere Dunkel: „Oh, allwissendes Orakel! Wie begegnet man einem doppelzüngigen Mitmenschen? Mit Langmut? Mit Verständnis gar, weil ihn die Schwere des eigenen Schicksals zum Kriecher beugte? Sprich, Inselorakel, und ich folge!“ – Da! Nach einigem Rumoren im Hütteninneren sprach das Orakel zu mir. Seine Stimme klang, als würde Reisig über Kopfstein fegen, während gleichzeitig sämige Suppe über dem Feuer blubbert. Dies sollte ich dem Doppelzüngler sagen: „Verpfeif dich, oder ich brat dir eins über!“

Erstaunlich, dachte ich auf dem Nachhauseweg, wie umgangssprachlich Orakel heutzutage antworten. Und wie einfach das Leben sein kann. Der Mensch ist zu sehr Kopf geworden. Manchmal kann ein kurzes, energisches Insistieren auf Körperlichkeit – Noch ein Spruch, Kieferbruch – lange, fruchtlose Grübelei ersparen. Ja, Freundinnen und Freunde: Es ist gut, nicht immer nur den eigenen Stimmen zu vertrauen. Ein Ratschlag von außen ist manchmal besser als tausend Antworten im eigenen Kopf.

Auch Du kannst das Orakel befragen. Du musst nur darauf achten, dass Deine Frage auch zu seiner Antwort passt: „Verpfeif dich, oder ich brat dir eins über“, antwortet es eigentlich immer, wenn man seiner Hütte nahe kommt. Ich hab es oft genug ausprobiert. Mit etwas rhetorischem Geschick lässt sich jede Fragestellung passend hinbiegen. Du wirst sehen: Die Worte des Orakels geben auch Dir Sicherheit.

Was ich nun mit Sicherheit sagen kann: Die Sommerpause ist vorbei. Und auch die ZweiBeiner spielen wieder. Wir haben Dich vermisst. Sag jetzt nichts. Wir wollen Dir kein „Ich Euch auch“ abzwingen. Komm bitte einfach. Das sagt mehr als tausend Worte.Du findest uns schon. Mit Sicherheit.

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