TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Labor: Am großen Refraktor.

Spielerei wischen Arktur, Spika und Regulus,
Okular-Protokoll, 2 Uhr 34

Femme, DIE KOMA, heißt ein Wort, dringt vor in deine Nacht.

Weit weit, den Bahnen fern des Jupiter, Saturn und Pluto
schnürt ein Kreis aus Splittern, Fels und Eis – den Gürtel Kuipers.
Hier her strahlt die Sonne punktgleich nur aus Schwarzem.
Als greller Nadelkopf, Billionen Kilometer weg, doch schwer,
im Zentrum Dir und mir, bleibt sie der starke Stern im Ring.

Schläfst du? Störung bald entreisst dem Traum ein Brocken.
Anomalien, Vektoren, Riesen aus Gas, Neptun und Uranus,
Schwerkraftsummanden zerren gewaltsam diesen Fels.
weg von seinem Platz und hin: zu neuem Kurs, auf neue Bahn.

DIE KOMA heißt ein Wort, das zündet an ein Eis.

Gesicht, wenn dieser Berg eins hat, ist stumpf noch, grau
in grau, die Form kartoffelartig, schneeverpackt mit Kratern,
Zacken, eingedellt, nicht eine Schönheit zwar, doch immerhin:
Zweiundzwanzig Kilometer im Kubik – bei Mängeln am Design.

So schwingt er sich, der Ausgerissne, hinein in die Ellipse.
Geschwindigkeit gewinnt er rasend in den Feldern, Massen,
Riesenreich des Jupiter passiert er, so beschleunigt ihn, katapultiert,
Geschoss wird er, nimmt Fahrt auf, Vagabund seines Systems.

Femme, DIE KOMA, so das Wort, wird glühen deinem Aug.

Planeten sind gefährlich seiner Bahn, die helfen, ziehen hier,
doch könn’ sie Ihn auch fangen, prallen, bremsen stoppen.
Schneller wird er davon, immer schneller, er entweicht
den Kollisionen, verwandelt sein Gesicht dabei, taut auf, wird heller – femme!

Gesicht, das er doch hat! Verwandeln wird sich das im Flug.
Im Wind des Sterns, der näher schon heranrückt – strahlt
jetzt diesem Fels und Klump von Eis den Dreck aus der Visage.
Sieh da! Kartoffelhässlich war er gerade – jetzt steht er da als EIN KOMET!

DIE KOMA, so das Wort, es macht die Sonne.

Schmelzen kann sie, lachend machen, das Gemisch aus Stein
und Schnee. Zieht ihn zu sich, bläst mit Teilchenwind dabei
ihm seine Fresse schön. So geht er auf in Abends Himmel, bläht sich,
Spreizt sich über Mensch und Tier mit dickem Kopf und Schweif.

Angeber einer wie er ist, sonnt er sich in seiner Sonne Wind.
Blasen tut die mächtig, macht ihn größer, weiter wachsen.
Unten schenkt man ihm jetzt Namen: Halley, Encke,Tempel Eins.
Angst auch haben manche Menschen, meistens unbegründet.

Femme, DIE KOMA, so das Wort, sie macht das Leben schön.

Erzählt wird auch, KOMETEN sein’s gewesen, Staub vielleicht,
der Leben brachte auf die Erde, stimmt’s, stimmt’s nicht, wer weiß.
Form nach, die er hat, der Wahrheit könntes ja entsprechen.
Schweifstern nannte man ihn früher, vor den Zeiten Teleskops.

Manchmal aber, Femme, all paar Millionen Jahre, kann es sein,
solcher Berg doch näher kommt, näher noch, näher als erlaubt.
Weit auf die Augen dann reisst er den Wesen, die ihn kommen sehen.
Pupillen dehnt zu schwarzen Löchern er und sprühend knallt er da hinein.

DIE KOMA, so das Wort, dringt ein in deinen Tag.

Reissverschluss schnell zieht er den Himmel auf und scharf
mit Fünfundzwanzigtausend Metern pro Sekunde platzt ein Spalt
gleißend über Steppen, Flüsse, Wälder, Wüsten, Meere – Städte
gießt er das All durch diese offene Wunde, seine Kraft, die Zeit, den Tod.

Ja, auch das. Doch besser DER KOMET in großen Augen donnert.
Tauscht im kleinen Tod hier SEINE KOMA dampfend gegen Sonne.
Bleibt im Kraftfeld ihr erhalten näher, manchmal nah, dann wieder ferner.
Und leuchtet dann und wann, hell auf, stößt vor, zieht sich zurück, streift, kommt wieder…

Femme, DIE KOMA, so das Wort, geht auf.

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