Steuer-Razzia auf der Bastille

Liebes Katerchen,

nun denk dir mal was bei uns los ist.
Der Sturm auf die Bastille: die Reichen werden gejagt, verfolgt, in die Flucht geschlagen. Steuer-Razzia nennen die das heutzutage. Einen haben sie schon erwischt und vielen Anderen schlottern die Knie. Sie befinden sich auf dem Weg zur Guillotine, hängen sich das Seil um den Hals und springen quasi selbst vom Hocker. Heute darf man sich ja selbst anzeigen, prima oder nicht? Das hätten die Hexen damals auch machen sollen, da hätt sich die Kirche einiges an Verfolgungen sparen können, wenn die Weibsbilder sich einfach selbst im Weiher versenkt hätten. Auf der anderen Seite gäbs dann heute nicht den großzügigen Erfahrungsschatz an “Systemen für die Behandlung von Gefangenen” und “notwendigen Werkzeugen im Kampf gegen den Terrorismus”. Das wäre wahrlich ein Verlust, denn wie man weiß lügen Menschen wie gedruckt. Erst unter Folter sagen sie einem endlich was man hören will. Anscheinend brauchen die das für ihr Gewissen – ich konnte nicht anders.
Heute geht das ja, sich selbst anschwärzen. “Hier, ich wars, ich bin schuldig, richtet mich!” Alsbald wird dann gerichtet, aber nicht verwechseln mit gerecht. Das ist das bekannte zweite Paar Schuhe, das üblicherweise an keinen Fuß passt, aber dennoch getragen wird, weils schick ist.
Es dachten sich wohl viele, so ein Liechtensteiner kann kein Deutsch, dem schenk ich mein Vertrauen, außerdem schwört er ja nichts zu verraten. Also hin mit den Millionen, denn wie wir schon wissen, scheisst der Teufel immer nur auf den größten Haufen, also ist es nur verständlich, dass einer der viel hat nur wenig geben will und erst recht nicht dem Fiskus. Zack, zack außer Landes bringen, da freut sich der Nachbar. Nun ist es ja dort wie überall, du kannst keinem trauen außer dem Sparstrumpf am heimischen Marmorkamin. Eine Ratte in den fremden Reihen lässt sich kaufen für den Preis einer Villa im Grunewald. Das Gejammer ist groß, die Drähte glühen, Anwälte und Steuerberater schieben Überstunden um ängstliche Kunden zu beruhigen. Andere lehnen sich zurück, schlagen die Beine übereinander und bilden sich ein, dass es sie nicht erwischt. Es trifft ja immer die Anderen, so wie HIV und Krebs. Niemals ich, immer nur die Anderen.
So wird nun in Deutschland gebibbert vor Kälte und Hosenschiss, Ehefrauen kratzen das Kleingeld und die Klunker zusammen, Geliebte die Goldkettchen und Clubkumpels die fetten Ringe. Gerätselt werden darf wessen Kopf als Nächstes rollt, wer weint, wer triumphiert.
Da ist Lotto spielen grad nicht so spannend.

Deine Therese

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