TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Die Insel Folge 28/29

Wahrscheinlich waren schon Stunden vergangen, aber die Männer verrichteten immer noch ihren Tanz.
  Allmählich jedoch begann Konrad die Förmlichkeit des Ganzen zu beunruhigen. Hatte er zuvor alles wie ein Zuschauer aufgenommen, so glitt er jetzt immer mehr in ein Gefühl seiner eigenen Vereinzelung, und fast von einer zur anderen Sekunde fühlte er sich bedroht, ja empfand er regelrecht Panik, welche überdies stetig ins Maßlose, nicht zu Ertragene anzuwachsen schien: Konrad hatte erfaßt, dass er, und nur er, der Gegenstand des gesamten feierlichen Widersinns sein mußte.
  Das Singen der Tanzenden wirkte jetzt auf ihn, als lege man langsam eine Schlinge um seinen Hals und überließe es ihm, doch scheinbar nur, sich daran aufzuhängen.
  Was war mit diesen Menschen? Waren sie überhaupt feindselig? Oder bestraften sie ihn nur? Hatten sie den Todschlag mitverfolgt und gar bewertet?
  Viele Frauen und Kinder saßen noch um die Gruppe der sich um Konrad tanzend Bewegenden. Und ihm schien, dass alle etwas miteinander verband: dass ein jeder von ihnen wußte, was geschehen würde. Diszipliniert harrten sie aus, als wäre Konrad nicht da.

(zum Anfang)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert