Die 2. Feder

Nun ist es ein guter Tag. Ich kann jetzt über mich selbst lachen. Stellen sie sich vor, ein Mann mittleren Alters, dickmedikamentiert und so oft operiert das er ein Chirurgenabbodement sein eigen nennen kann, verliebt sich.

Er, ein Mann des Wortes ist plötzlich unfähig vernünftige Sätze zu bilden.

Da hockt er nun, die Stuhlbeine seines Barhockers tief in den Beton des Kneipenbodens gerammt. Er hat seinen begehrlichen Blick an eine Frau in den Dreißigern am Nebentisch genagelt. Keine Bewegung entgeht ihm.

Ihre fließenden Bewegungen, die nur aus einem in sich ruhendem und vom Inhaber angenommenen Körper berichten. Die kleinen Härchen auf ihren Armen, die wie feines, weiches Gras bei ihren Bewegungen sanft auf und ab wippen. Ihre Stimme, wenn sie sich zwar völlig gelangweilt, aber doch mitteilsam wie ein fallender Schwarm Raben auf ihren Begleiter setzt.

Ihr durch die Liebkosungen meines Blickes weiches Haar. All dies und ihren Körper, geschaffen aus dem Wissen seiner für sie stetigen Verfügbarkeit, wollte ich heute Nacht in meinen Händen halten.

Bis ich versuchte auch nur ein Wort an sie zu richten, da es mir nicht gelang aus den gelähmten Synapsen einen unverfänglichen Satz zu pressen war sie in die Nacht entwichen.

Eigentlich war ich ganz froh. So stand ich von meinem Barhocker auf und fraß ihn. Ich konnte Sägespäne rülpsen und euch nun diese Begebenheit erzählen.

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