Die Insel

24

Und wenn Konrad noch so schnell lief, er konnte es nicht verlieren, dass ein Mensch tot war, durch ihn. Immer wieder, wenn er seinen Lauf durch zu große Schwäche unterbrechen mußte, lastete das Geschehene sofort zentnerschwer auf ihm. Konrad wußte nicht mehr, wo er war und was aus ihm werden sollte.
  Irgendwann fiel ihm sein entferntes Zuhause ein. Das Büro. Wie sollte er dort wieder arbeiten, mit anderen Menschen sprechen, als wäre nichts geschehen. Das könnte er nicht. Keiner würde ihm doch glauben, wie es zu allem gekommen war. Anvertrauen müßte man sich jemandem, dachte Konrad. Aber erst dann bemerkte er wieder, wo er sich befand: Endloses Wasser nur war um ihn und Vögel, die sich um nichts kümmerten, und Pflanzen, die ein Vergehen und Werden schon immer miterlebten.
  Sicher lag sie noch da mit dem Kopf auf dem glatten Stein, und noch mehr Blut war aus ihr herausgeflossen. Auch tot zu sein wäre ihm jetzt egal gewesen, empfand er schlaff. Und er begann wieder zu laufen, bis ihn die Lungen schmerzten und seine Füße nur noch vor sich hin stolperten. Lebenskraft spürte er nicht und auch keine Furcht. Ihm war, als sei er ein Sandkorn und würde doch bestraft, weil er ja fühlen und denken musste, ohne sich aber helfen zu können.

Schreibe einen Kommentar