TEUTONIKA – Leben in Deutschland

Laura

IV

1

In diesem Augenblick entdeckte ich das Weib im Tier.
Ich war gebannter noch und leise. Und sehr vertraut war
mir der Schreck.
Im Schatten dieser wenigen Sekunden, da waren wir im
Zentrum völlig gleich.
Aus einer hochgetürmten Pose fiel sie hinab in sich, die
Pantherin.
Ihr Kopf liegt nun auf einer Pfote.
Und ihre Augen schauen verklärt und gleichsam
funkelnd rein.
Wie fern aus einem Tunnel.

2

Die Zeit ist diesem seltsam Weib, nach Augenschein,
Erwartung.
Es sieht vorbei an mir.
Auf einen Punkt, der wohl der Grat ist zwischen ihr und
mir.
Wenn ich mich nun bewege?
Ihr stilles Kauern wirkt wie eine Frage.
Und doch umhüllt es nur die Energie, die jederzeit mein
Leben auf dieser Welt beenden kann.
Als wäre es ein müdes Kinderspiel.

3

Kurz vorher noch, ich fühlte mich als Frau.
Und nun ein fremdes Wesen neben mir: Ein Weib
gepaart mit Macht.
Ach hoffentlich kann ich ihr alles geben, was sie
begehrt.
Hier tief im Dschungel.
Auch außer meinem Tod.
Denn nur mein kleines Leben ist hier der Wert, den ich
besitz.

4

Ich hör mein Herz, die Gnade in mir schlagen, wie ich
es vorher nie vernahm.
Und doch bleibt mir jetzt nichts, als es zu wagen, was
jenseits vom Bewusstsein liegt:
Ich muss die Katze sanft berühren.
Und sie in eine Welt dann führen, in der sie ihre Kraft
nicht braucht.

5

Als ich die Hand von meinem Körper löse und in die
Luft erheben will, ziehn sich die Lefzen hoch und zeigen
Zähne, die mir wie Dornen drohen.
Ganz ohne Augen oder Kopf zu wenden, faucht mir die
Katze warnend ihr Gefühl entgegen.
Im Argwohn ist dabei die Zärtlichkeit, die für mich galt,
vielleicht schon ausgelöscht.

6

Furcht lähmt mich.
Doch meine Hand bewegt sich weiter; wie von selbst.
Es ist dem Freitod gleich, ein Sinnen im nah
Unendlichen. Der Geist ist schon erdrückt.
Und ich erhebe mich.
Ich fühle keine Hast.
Gegeben sind mir Ruhe.
Und auch ein Glück von Liebe.

7

Die Widersprüche werden bald zum Ritus.
Das Fauchen aus der Katze Tiefe, es mindert sich, so
wie sich meine Hand verliert und plötzlich nah an ihrem
Körper steht.
Der Leib wirkt weich und nie berührt.
Ich sehe, schwach ist es, ein Leopardenmuster im
schwarzen, glatten Fell, das die Gewalt zusammenhält,
die vor mir fast wie zitternd hingestreckt.

8

Ich höre nichts.
Ich habe auch vergessen, woher ich kam. Und was ich
jemals wollte.
Die Heimat ist verlassen; durch einen Zufall nur.
Die Wege, die sich ziellos schlängeln in einem Labyrinth.
Das Menschen so niemals gewollt.

9

Von hier aus wirkt ihr Suchen nach Helligkeit
erschreckend.
Die Perspektive ist zerfallen.
Erstickt im subjektiven Wahn, in beinah jedem.
Es herrschen Gier und Sucht und blinde Macht.
Und überall Zerbrechen an schleichender und offner
Eitelkeit.

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